Willingen hat nun die längste freihängende Hängebrücke Deutschlands

Neue Mega-Attraktion

Imposant in ganzer Länge: der Skywalk in Willingen (Upland). // Foto: Skywalk Willingen
Imposant in ganzer Länge: der Skywalk in Willingen (Upland). // Foto: Skywalk Willingen

Nach jahrelanger Planung und einigen witterungsbedingten Handicaps während der Bauzeit, lief der Endspurt besser als gedacht: Der Skywalk Willingen, die längste Hängebrücke Deutschlands, wird am Samstag, 1. Juli, eröffnet. Wie schwebend zieht sich die 665 Meter lange tibetische Brücke von Berg zu Berg und gibt imposante Ausblicke preis.

Natur, Landschaft und Kultur

Den perfekten Einstieg in den Skywalk bietet der Ettelsberg mit der riesigen, geschützten Hochheidefläche. Ein kleiner Wanderweg führt hinüber zum Skywalk. Umgeben vom Blätterwald, erleben die Besucher auf den ersten Metern die Natur hautnah. Im mittleren Drittel gewinnt die Brücke stark an Höhe und gibt kilometerweit den Blick frei auf die schwingende Landschaft des Uplands – während die Besucher 100 Meter über dem Strycktal schweben. Aus ganz neuer Perspektive ist die berühmte Mühlenkopfschanze zu erkennen. Beim Näherkommen werden die Details deutlich: Adlerhorst, Anlaufspur, Schanzenteller und Zuschauerränge. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie dort im Winter der „Hexenkessel“ brodelt. Selbst im Sommer meint der Besucher noch den Jubel aus tausenden Kehlen nachhallen zu hören und den Abglanz gewonnenen Edelmetalls wahrzunehmen.

Naturschutz und perfekte Integration in die Umgebung

Errichtet ist der Skywalk im sogenannten Tibet-Stil: Sie hat keine hoch aufragenden Bauteile oder Stützen und schwingt daher frei über dem Tal und kommt ganz ohne Abspannseile aus. Das garantiert unverstellte Sicht auf ein phantastisches Panorama hoch über tiefgrünen Wäldern und blau schimmernden Gebirgszügen und hält die Natur frei von Pfeilern oder Stützen. Als Hängebrücke im tibetischen Stil, die ohne Abspannseile auskommt, ist sie sogar die längste der Welt. Der Gang über die leicht schwankende Brücke hoch über einem der schönsten Täler Willingens ist ein echtes Abenteuer.

Der Eingriff in Natur und Landschaft sollte so gering wie möglich sein, das war von Anfang an klar. Das spielte der Entscheidung für den aktuellen Standort in die Karten. Die Mühlenkopfschanze auf der nordöstlichen Seite der Brücke ist nicht nur eine Top-Sehenswürdigkeit. Die dort vorhandene Infrastruktur kann außerhalb der Weltcup-Zeiten genutzt und musste nicht neu angelegt werden. Lediglich 100 Quadratmeter Waldfläche mussten den Stützen weichen. Für Sehenswürdigkeiten dieser Art ein unschlagbar geringer Wert. Die Einstiege sind attraktiv gestaltet mit Informationen über die heimische Flora und Fauna, sowie zur Geschichte der Mühlenkopfschanze.

Willinger stehen hinter „ihrer“ Brücke

Spätestens 2018 war klar: Der Skywalk soll im Upland stehen. Die Willinger stehen hinter den Plänen. Privatpersonen, Gastronomen, Hoteliers und weitere Unternehmer haben sich zu einer Projektgesellschaft zusammengeschlossen und die Hälfte der Investitionssumme von über 4 Millionen Euro aufgebracht. Die andere Hälfte sagten die drei heimischen Banken zu.

Skywalk ist Ergänzung des ohnehin schon großen touristischen Angebots

Neben Outdoor-Aktiv-Angeboten hat Willingen mit dem Skywalk nun ein weiteres Leuchtturm-Projekt. „Von den rund 350.000 Übernachtungsgästen pro Jahr wird jeder Dritte den Skywalk Willingen erkunden“, schätzt Arndt Brüne, der zur Investorengruppe gehört. Hinzu kommen die Tagesgäste, von denen ebenfalls ein großer Teil den Skywalk Willingen besuchen werden. Insgesamt rechnen die Betreiber mit rund 100.000 Besuchern pro Jahr.

Höchste Sicherheit bei gleichzeitigem Abenteuerfeeling

Die leicht schwankenden Stege zu betreten und die atemberaubende Höhe zu erleben, ist ein echtes Abenteuer. Doch die Sicherheitsstandards sind hoch. Bis zu 750 Besucher dürfen den Skywalk betreten. Dies wird digital erfasst. Ist diese Zahl erreicht, stoppt die Ticketausgabe vorerst. Zwar schließt die Brücke bei Eintritt der Dämmerung. Doch um in jeder Tageslichtsituation die Sicherheit zu erhöhen, sind die die Handläufe beleuchtet– mit insektenfreundlichem Licht, damit deren Lebensraum nicht gestört wird. Wetterstationen erfassen fortlaufend Wind, Licht und Niederschläge. Bei leichtem Wind schwingt die Brücke kaum merklich. Wird er zu stark, wird der Skywalk aus Sicherheitsgründen geschlossen. Ebenfalls aus Gründen der Sicherheit dürfen keine Fahrräder, Kinderwagen, Rollstühle und Haustiere auf die 1,50 Meter breite Hängebrücke. Angedacht sind Einbahnstraßenabende, um Menschen mit Behinderung dieses Erlebnis zugänglich zu machen.

Mammutprojekt mit fünf Jahren Planungs- und Bauzeit

Eine lange und anstrengende Zeit liegt hinter den Verantwortlichen. Bereits 2017 begann der Plan, eine Hängebrücke im tibetischen Stil zu errichten, zu reifen. Das Unternehmer-Team hatte zunächst geplant, den Skywalk am Diemelsee zu realisieren. Doch bereits im Planungsverfahren wurden Bedenken hinsichtlich Naturschutz und Infrastruktur laut. In Willingen wurden die Wege geebnet. Dennoch vergehen vom Antrag bis zur Fertigstellung fünf Jahre. Damit liegt der Skywalk Willingen gleichauf mit ähnlichen Projekten in Deutschland.

Schon während der Bauzeit ist der Skywalk eine Attraktion

Von der Idee, über die Planung, bis zur Teilgenehmigung vergingen mehr als drei Jahre. Es folgten Probebohrungen und geologische Gutachten, bis endlich der Bau im Januar 2022 beginnen konnte. Schon im August begann der spektakuläre Seilzug. Knappe drei Kilometer Seile mussten vom Mühlenkopf zum Musenberg gezogen werden. Auf 665 Meter Länge und in atemberaubender Höhe. Stück für Stück gelangten sie über eine speziell errichtete Seilbrücke immer weiter bis auf die gegenüberliegende Seite. Das macht den Skywalk schon während der Bauzeit zu einer Attraktion und zog Scharen von Besuchern an. Sie konnten der Brücke regelrecht beim Wachsen zuschauen.

Hoffnungen auf einen Eröffnungstermin im Herbst oder frühen Winter keimten bereits. Doch der frühe Wintereinbruch machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Erst im April konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. In dieser Zeit wurden die Stegplatten und Handläufe installiert, danach die gesamte digitale Technik.

Während die Behörden in der Schweiz bereits mehrere Projekte dieser Art begleitet hätten, sei das Projekt in Hessen völlig neu, erklärt Arndt Brüne. „Da braucht es schon eine sehr erfahrene Planungsfirma wie Swissrope, um alle Bedenken zurzeit zu räumen und die Verantwortlichen von den hohen Sicherheitsstandards zu überzeugen.“

Öffnungszeiten: 9 Uhr bis Einbruch der Dämmerung (im Sommer ca. 21 Uhr)

Preise: 11,00 Euro Erwachsene, 8,50 Euro Kinder (6-15 Jahre)

Ticketverkauf:

  • Ticketshop unter www.skywalk-willingen.de
  • An den Einstiegen befinden sich bargeldlose Automaten, die ausschließlich EC-Karten akzeptieren.
  • Verkauf an personenbesetzten Kassen: Mühlenkopfschanze, K1 Sesselbahn und an der Ettelsberg Kabinenbahn. Zusätzlich: Graf Stolberg Hütte, Café Aufwind, Tourist-Information Willingen, Tourist-Information Usseln, Rewe Markt in Willingen, Hochheidehütte in Niedersfeld. (Individuelle Öffnungszeiten beachten)
  • Reduzierte Tickets (Familien- und Gruppentickets) gibt es nur an den Automaten!

Willingen im Upland entdecken

Die Hängebrücke Skywalk in Willingen, links die Mühlenkopfschanze. • © Henrike Flamme
Skywalk Willingen

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Über Silke Schön 236 Artikel
Original aus dem Sauerland mit Schwächen für das Lesen, Schreiben, Fotografieren und Infos sammeln.